Die Aufwertung des Frankens wird unterschätzt. Die Nationalbank ist weiterhin gefragt.

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Blog Daniel Lampart

Der Franken hat sich seit dem Einmarsch von Putins Russland in die Ukraine spürbar aufgewertet. Gegenüber dem Euro wurde zeitweise sogar die Parität überschritten. Diese unerwünschte Entwicklung wird insbesondere von Bankökonomen heruntergespielt: Die 5-Prozent-Inflation in Deutschland und anderen EU-Ländern würde die Aufwertung wieder kompensieren, so dass die effektive, reale Aufwertung viel geringer sei.

Doch diese Argumentation trifft nur teilweise zu. Der Einkaufstourismus nach Deutschland wird zwar weniger attraktiv, wenn die deutschen Detailhandelspreise stärker steigen als die Preise in den Schweizer Läden. Allerdings wertete sich der Franken seit dem März 2021 von 1.10 Fr./Euro auf fast 1 Fr./Euro auf, was wesentlich mehr ist als der Teuerungsunterschied zwischen Deutschland und der Schweiz.

Für den Tourismus oder die Industrie sind die Kostenunterschiede wichtig. Leider hinken die Löhne in Deutschland stark der Teuerung hinterher. Die Tariflöhne steigen nur um knapp 2 Prozent – bei einer Teuerung von rund 5 Prozent. In der Schweiz legen die GAV-Löhne um rund 0.8 Prozent zu. Der Unterschied bei der Lohnentwicklung ist geringer als bei der Teuerung. Somit hat sich der Franken – gemessen an den Löhnen oder den Produktionskosten - stärker aufgewertet. Der reale Franken-Euro-Kurs im Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz ist nach wie vor rund 10 Prozent höher als zur Zeit des Euro-Mindestkurses im Jahr 2014.

Die Nationalbank ist daher weiter gefragt. Der Franken muss sich markant abwerten und nicht weiter zulegen.

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Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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